Herausforderungen der Pflegepolitik
Büsum – Gesundheits- und Sozialminister Dr. Heiner Garg kam nach Büsum, um mit Fachpublikum über das Thema beziehungsweise die Herausforderungen der Pflegepolitik zu diskutieren. Zuvor besichtigte er als erster Minister das beispielhafte Gesundheits- und Schulungszentrum mit Bürgermeister Hans-Jürgen Lütje.
In seinem Impulsreferat stellte Garg heraus, dass durch die älter werdende Gesellschaft die Pflegepolitik zwingend neue Rahmenbedingungen benötige. „Für mich ist Pflegepolitik derzeit wie ein bunter Gemüsegarten. Die dauerhafte Sicherstellung der Pflege und auch Gesundheit ist die größte Herausforderung.“ Ein Riesenproblem sei die Personalsituation. „Es gibt zu wenig Fach- und Hilfskräfte. Das liegt sicher auch in dem schlechten Image des Berufes begründet, und das macht mich wütend“, so Garg. „Hier leisten Menschen hochgradig verantwortliche Arbeit. Sie haben deutlich mehr Wertschätzung und auch eine bessere Vergütung verdient.“
Eine examinierte Altenpflegerin verdient im Schnitt 700 Euro weniger als eine examinierte Krankenschwester. „Wie soll man Menschen so für diesen Beruf begeistern?“ fragte der Minister. Er will verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehörten unter anderem verlässliche Dienstpläne. Ein Schritt nach vorne kann auch sein, dass die künftigen Altenpfleger das Schulgeld nicht mehr selbst bezahlen müssen. 2018 werden 1000 Ausbildungsplätze staatlich gefördert, 2019 dann 2100 Plätze. Eine große Herausforderung, so Garg, sei es, den Beruf für Wiedereinsteiger interessant zu machen. Es müssten attraktive Bedingungen geboten werden. Das Grundproblem sei, dass Pflege in den vergangenen 20 Jahren nur durch die ökonomische Brille betrachtet wurde.
In der Diskussion wurde das Selbstbestimmungsstärkungsgesetz, das Problem hoher Ausfallzeiten durch Personalüberlastung, ambulant vor stationär, hohe Belastung durch Dokumentation und mögliche Akademisierung des Berufs angesprochen. Weiteres Thema: Die 50/50-Regelung, examiniertes und Hilfspersonal, ist in Ausfallzeiten oft schwer zu erfüllen. Die Pflegeversicherung ohne Dynamisierung spielte in der Diskussion ebenfalls eine Rolle. Eine Teilnehmerin stellte den Wunsch vieler älterer Menschen, länger im eigenen Umfeld bleiben zu können, heraus. Dazu forderte sie von Land, Kreis und Städten eine deutlich bessere Berücksichtigung dieser Personengruppe bei öffentlichen Bauprojekten.
Die Schilderung eines aus Afghanistan stammenden Auszubildenden in der ambulanten Pflege regte die Diskussion noch einmal an. Der junge Mann verfügt über ein abgeschlossenes Studium zur Altenpflege in seinem Heimatland. Hier sollte er jetzt eine dreijährige Ausbildung machen, die mit viel Einsatz des Arbeitgebers auf zwei Jahre verkürzt wurde. Insgesamt gibt es den Wunsch schnellerer Anerkennung von Examen und vor allen Dingen die Zulassung längerer Praktika, die heute auf drei Monate begrenzt sind. Zu diesen Themen, so der Minister, sei er im Dialog mit Margit Haupt-Koopmann von der Agentur für Arbeit.